Donnerstag, 2. Juli 2009

Zurück in die Zukunft

Es kommt mir noch wie gestern vor, also ich gerade mein Zeugnis bekommen hatte und schon wenige, ganz wenige Tage später in ein Flugzeug stieg, welches mich bis nach Südamerika bringen sollte. Es ist, als ob ich mein Hinreise im Zeitraffer noch einmal erlebe, ich bin in meiner Vergangenheit, nur andersherum. Als erste, zentrale und letzte Station meines wundervollen Auslandsjahres steht Paraguay und alles wird umrundet von Bolivien, einem faszinierenden Land, in dem ich so viel gelernt, entdeckt und erlebt habe. Es war die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens meinen Zivildienst in Bolivien abzuleisten! Das, was dieses Jahr ganz besonders für mich gemacht hat und was mein Leben prägen wird, sind die Menschen, die ich in dieser so langen und doch gleichzeitig so dermaßen kurzen Zeit kennenlernen durfte, mit denen ich Zeit verbracht habe und an deren Leben ich teilhaben durfte. Die Reisen, die zusätzlich einzigartige und wunderbare Erfahrungen und Erlebnisse darstellen, waren „nur“ das i-Tüpfelchen, denn, auch wenn man auf Reisen schnell und leicht mit unbekannten Leuten aus der ganzen Welt in Kontakt kommt und somit ganz viele Geschichten hört und Erfahrungen teilt, so sind sie doch keineswegs mit einem Leben in einem anderen gesellschaftlichen Umfeld, in einem anderen Land zu vergleichen, denn dieses gibt einem so viel mehr als nur als Tourist eine Stippvisite in den unbeschreiblichen Regionen Südamerikas zu machen ohne wirklich an dem täglichen Leben teilnehmen zu können.

Ich bin traurig. Traurig darüber, all das wieder hinter mir lassen zu müssen, was mir innerhalb eines Jahres so sehr ans Herz gewachsen ist, traurig meine Familie und Freunde für unbestimmte Zeit nicht mehr sehen zu können, traurig, dass das Jahr so schnell vorbeigegangen ist. Aber in gleichem Maße wie ich meine Abreise bedauere, so sehr freue ich mich doch auch gleichzeitig auf meine Familie, meine Freunde und mein zu Hause in meiner Heimat. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in Bolivien und Paraguay, aber es geht doch nichts über das eigene Heim, mit all den Dingen, an die man gewöhnt ist und die man nicht mehr Wert zu schätzen weiß, wenn man sie im täglichen Gebrauch um sich hat.

Es ist ein komisches Gefühl nach so langer Zeit wieder in das gewohnte Umfeld zurückzukehren, denn mittlerweile ist dieses Umfeld nicht mehr ganz so gewohnt. Es bringt eine gewisse Angst mit sich, denn ich möchte all die Dinge, die ich in diesem Jahr gelernt und kennengelernt habe, nicht wieder verlieren, wenn mich die Heimat zurück hat. Es ist falsch zu sagen, dass ich durch dieses Jahr mehr Lebenserfahrung oder eine größere Weltsicht habe, denn all die Menschen, die in Deutschland geblieben sind, haben keinen Nachteil, nur weil sie ihren Zivildienst nicht im Ausland geleistet haben. Nein, ich habe andere Erfahrungen in einem anderen, neuen Umfeld gemacht, die mich persönlich weiterentwickeln lassen haben und mir mir vielleicht eine andere Sicht auf die Welt erlauben, wofür ich sehr dankbar bin, aber einen Vorsprung habe ich dadurch keineswegs erlangt. Da das, was vormals so vertraut war, sich am Anfang sicher ein wenig fremd anfühlen wird, habe ich mir vorgenommen, nicht all die südamerikanische Lebensweise, die man sich innerhalb dieses Jahres als normal angewöhnt, nicht wieder ganz loszulassen und, um mal ein Beispiel zu nennen, mich nach den ersten zwei Wochen Aufenthalt in Deutschland schon wieder über die deutsche Bahn zu ärgern, die zwei Minuten Verspätung hat oder gar fünf, um nicht zu sagen zehn! Doch viel wichtiger als dies ist die Herzlichkeit, die ich vermissen werde, aber nicht mehr aus meinem Leben verbannen will oder auf eine solch distanzierte Weise, wie sie in Deutschland ganz normal ist, praktizieren möchte. Wir brauchen mehr Wärme, mehr liebe Worte, mehr Lachen! Es muss Farbe in das deutsche gesellschaftliche Leben kommen, andere neue Farben und nicht nur die, welche sich schon seit Jahrzehnten bewährt haben. Aber ich will nicht, schon vor meiner Ankunft Kritik üben, nicht im Geringsten. Jetzt, kurz vor dem Abflug nach Frankfurt, sind da nur die Erinnerungen und die Vorurteile, die sich einem, trotz Patriotismus und Heimatliebe, anheften, denn die Realität hier ist eine andere. Wir müssen froh darüber sein, in solch privilegierten Verhältnissen aufgewachsen sein zu dürfen, denn sie vereinfachen das Leben in nicht zu messendem Verhältnis, doch wir sind keine besseren, schlaueren oder weiter entwickelten Menschen, wir sind nur anders aufgewachsen und erzogen worden.

Ich danke all meinen Sponsoren, meiner Familie, meinen Freunden und all den anderen Menschen, die mich in diesem Jahr nicht vergessen haben, so wenig wie auch ich euch nicht vergessen habe und es nie tun werde. Mein Jahr war eine Bereicherung für mein Leben und ich freue mich sehr darauf schon sehr bald wieder bei euch zu sein, denn so sehr ich auf will, so viele Wurzeln und Freundschaften ich auch in und nach Südamerika habe, ich bin Deutscher, ein angepasster Fremder in der Gesellschaft des anderen Kontinents und ich kann es mittlerweile, hier am Flughafen in Sao Paolo sitzend, auch nicht mehr erwarten, wieder inmitten von euch zu sein!


(Der Text wurde in Sao Paolo auf dem Flughafen verfasst, bin wieder gut und heile angekommen!)

Freitag, 26. Juni 2009

En el chapare

Riesenschaukel, diese hier ist noch klein, gab aber bis zu 12m Höhe

Auf dem Weg ins chapare

In der Mine in Potosi

Dynamit der Minenarbeiter

Der "cerro rico" im Hintergrund

Im Salar auf dem Tunupa (5060m über Meereslevel)

Salaaaaaaaaaaaaaaaaaar

In der Kälte Uyunis

Feier in Warmi zum 25-jährigen der Produktion

(vergrößern)

(das hier auch) ist alles der Salar

Hier nur die Fotos zu meinen letzten Erlebnissen. Für Text ist keine Zeit...aber mir geht es gut, ich bin gerade in Paraguay und bald zurück!!!

Mittwoch, 3. Juni 2009

Machu Pichu





descanso im Dschungel mit Shaha und Udi



(mit Doppelklick vergrößern!)

(bitte vergrößern)
Putucusi(quechua) = fröhlicher Berg

Das Lama und der Esel

zu Besuch bei Tante Gloria in Cusco

Monolit im halb unterirdischen Tempel

Tihuanacutempel


Bolivien und Peru sind Brüder so wie ich und du, geht man von einer auf die andere Seit, entdeckt man alles im selben Kleid. Ein strahlend blauer See verbindet die Länder und so verschwimmen ihre Ränder, gäb es den Stempel im Reisepass nicht, fragte man sich: „Auf welcher Seite bin ich eigentlich?“ Hügelig, mit wenig Vegetation, und anscheinend dennoch ein guter Ort zum Wohnen, auf vielen tausend Metern Höh´ lebt es sich so ruhig wie vielerorts weiter unten nicht. Einfache Häuser, davon viele noch in Bau, machen den Beobachter auch nicht schlau, denn eisige Kält, vor allem nachts, hat sicher schon viele um den Schlaf gebracht. Man sieht Schafe, Alpacas und auch Lamas, manche weiß, manche braun, manche schwarz wie die Nacht. Heu, zum Trocknen aufgestellt, gibt neben arbeitenden cholitas ein idyllisches Bild. Die Erde liegt brach, alle paar hundert Meter ein Haus, doch die Menschen machen das Beste daraus. Copacabana hinter uns und Puno im Blick, wird keine Neuigkeit publik: Der Weg soll weiter nach Cusco führen, um dort die Schuhe für Machu Pichu zu schnüren.... (Rede war vom Altiplano)
Am Sonntag Morgen früh ging es los, die Vorfreude war riesengroß, zuerst schnell in den Bus gesetzt und auf dem Fahrrad den Berg hinuntergehetzt, eine wunderbare Landschaft um uns herum, ließ die Gruppe als Betrachter verstumm´, oben noch war es ziemlich kalt, doch es wurde wärmer bald, denn je weiter wir nach unten kamen, desto mehr auch die Temperaturen abnahmen, nach 43km war dann Schluss und so setzten wir uns wieder in den Bus, denn Dusche und Schlaf waren ein Muss. An Tag zwei stand ein Marsch auf dem Programm, durch den Urwald und durch Schlamm, wir haben in den acht Stunden kaum gesessen und waren doch für Mücken ein gefundenes Fressen, 23km bergauf und bergab, dich wir machten auf dem „camino del inca“ trotzdem nicht schlapp. Am Abend ein Bad in thermalen Quellen, ließ die Füße langsam abschwellen. Ein halber Tagesmarsch auf Schienen, sollte der Entspannung dienen, doch wenn man 7km auf Holzlatten stiert, wird man vor allem hypnotisiert. In Aguas calientes angekommen, wurde sofort der nächste Berg erklommen. Man konnte oben auf dem „Putucussi“ stehen und schon Machu Pichu zu sehen. An Tag vier ging es früh raus, das ist normal ein wahrer Graus, doch musste man um 4 Uhr aufstehen, um nach Machu Pichu zu gehen. Ein magischer Ort, fast komplett erhalten, ließ jeden Beobachter innehalten, Ruinen in einem riesigen Tal, was mit oft den Atem stahl. Man konnte gewissermaßen spüren, wie Inkas dort ihr Leben führen. Ich kletterte auch auf den Huaynach Pichu hinauf, denn von dort hat man eine tolle Sicht auf Machu Pichu drauf. Der Tag ging viel zu schnell vorbei und Machu Pichu und ich gingen wieder entzwei. Auf dem Weg heim nach Cochabamba, stieg ich aus mitten in der Pampa, denn auf dieser Tour, machte ich Stopp bei der Tihuanacu Kultur, diese, fast 3000 Jahre alt, lebte im „altiplano“ und dort ist es kalt, derzeit gräbt man alte Tempel aus der Erde, damit die Erinnerung wieder lebendig werde. Dies war ziemlich interessant, auch wenn hier nicht mehr so viel stand.
Jetzt bin ich zurück in Cocha, in der Stadt des rio Rocha, die letzte Woche in Warmi beginnt und die Zeit verrinnt und verrinnt.

Dienstag, 12. Mai 2009

Zu Gast in Sucre

Mal wieder bloqueo (23.04)

...währenddessen die Polizei gemütlich Eis aß und sich ausruhte

las cunas con Doña Maria

Unsere Vorschulkinder

Ein Teil der Großen

Nationalmannschaft Warmis

Sucre!

Gräber des Friedhofes

....da rauchts, hab aber trotzdem verloren, 3 mal :(

Nationalmannschaft der Freiwilligen

Schuften für die neue Maschine (s.u.)

Sucre, Hauptstadt Boliviens, war Schauplatz des zweiten Treffens aller deutscher Freiwilligen der Hermandad in Bolivien. Eine illustre Runde, mit der wir, da es bei den meisten, aber ganz besonders bei mir, schon langsam aber sicher dem Abschied entgegengeht, über Erlebnisse, Erfahrungen und persönliche Veränderungen reflektiert haben. Sucre war dabei ein mehr als angenehmer Gastgeber. Die „kleine“ Stadt, in welcher der Kolonialstil vergangener Jahrhunderte noch sehr schön erhalten wurde und nicht, wie in den meisten anderen bolivianischen Großstädten, dem Druck der Gebäude, dem Verkehr, der Werbung, der Schnelligkeit, Hektik und Unruhe des 21.Jahrhunderts nachgegeben wurde, schaffte mit ihren Hügeln und engen Gassen eine vertrauliche Atmosphäre für das Treffen, nur dass man die Stadt leider nicht ausreichend kennenlernen konnte, da dafür dank Gesprächsrunden in geschlossenen Räumen mit, der Sonne wegen, zugezogener Vorhänge kaum Raum bestand. Doch das, was man aus dem Wiedersehen mitnimmt, sind weniger die Ergebnisse des selbigen, als vielmehr die Freundschaften, die tolle, zufriedene, andere, lachende Zeit, die man mit den anderen Freiwilligen verbringt. Wir sind wie eine Familie, wenn wir uns auch kaum sehen und jeder in seinem Projekt und Dorf oder Stadt mehr mit sich selbst beschäftigt ist, als mit dem großen Ganzen der Gruppe, aber das macht dieses Zusammenkommen zu etwas ganz Besonderem, da man sich schon lange darauf freut und dann merkt, dass man so viel gemein hat. In den Gesprächen außerhalb der großen Gruppe waren vor allem die Spuren, die dieses Jahr in uns allen hinterlässt und die auch wir hinterlassen, das Thema. Schon mit dem Blick zurück nach Deutschland gerichtet stellt man sich so viele Fragen, da man, abgesehen von Gedanken, die sich um Zukunft, Studium und dergleichen drehen, sich hier ein eigenes Leben geschaffen hat und dieses nicht aufgeben möchte, da man sich fragt, wie man in der deutschen Gesellschaft, die so anders zu der bolivianischen ist, schnell oder je wieder zurechtfindet oder ob dieses Jahr ganz schnell wieder aus dem Kopf verschwindet und man sich dem deutschen Trott, der so steif und gleichtaktig ist sofort wieder anpasst und nur noch im Herzen und auf dem Papier mal ein Jahr in Bolivien war...

Auch in Warmi gab es zuletzt große Veränderungen! Eine neue Maschine zur Seifenherstellung wurde gebraucht gekauft, ein italienisches Modell, welches mehr und schneller produzieren soll, als die beiden bisherigen, speziell angefertigten, Maschinen. „Die Neue“ ist ein riesiges blaues Monstrum, die, mit ihrem Gewicht von sicher zwei Tonnen, nicht nur schwer zu bewegen war, großes Gerät (ein Kran) und viele starke Hände waren nötig, um sie überhaupt zu bewegen, sondern auch die Frauen des Projektes schwer beeindruckte. Ich zitiere: „UUUUUUI, UIIII, so eine große Schraube, UUUI! Die frisst auch unsere Arme, wenn wir nicht aufpassen. UUUUUUI“ (Anm. d. Red.: Schraube um Rohseife in eine Richtung zu befördern, um dann Stücke pressen zu können.) oder etwas wie: „UUUUI, das wird ein Spaß, wenn du dich nicht benimmst, stecken wir dich da rein Tobi!! HAHAHAHA“ -.- Als Operation „blaue Maschine“ am Freitag, den 08.05. abgeschlossen war, herrschte nicht nur große Erleichterung, sondern auch Vorfreude , das neue Gerät auszuprobieren, doch damit muss noch bis Montag gewartet werden.