Dienstag, 17. Februar 2009

Krieg





19.59 und 57, 19.59 und 58, 19.59 und 59, Bing! „Hier ist das Erste deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“. Taaatataaaaataataaataaaaaataaa! (Jan Hofer): „Guten Abend meine Damen und Herren. Bolivien. Vor fast zweieinhalb Wochen fand im südamerikanischen Binnenstaat das Referendum zur neuen Konstitution des Staates statt, welches die Regierung um den indigenen Präsidenten Evo Morales mit mehr als 60% gewonnen hat. Die Opposition hat sich mit diesem Ergebnis nicht zufrieden gegeben und sprach von Betrug und dem eigentlichen Sieg, da die Konstitution in vier bolivianischen Bundesländern abgelehnt wurde. Aus Bolivien nun unser Korrespondent Tobias López."
López (steht auf der Plaza principal Cochabambas, im Hintergrund einige Schuhputzer, cholitas, Palmen und die verrußte Rathaus, es ist Nachmittags, die Sonne scheint und es scheint ein ruhiger Tag zu sein, man hört das Hupen der Autos): „Guten Abend. Die Lage hier in Bolivien ist soweit ruhig. Es hat nach dem Referendum keine Auseinandersetzungen zwischen Regierungsunterstützern und -gegnern gegeben. Die Opposition hat mittlerweile klein bei gegeben und musste akzeptieren, dass sie gegen Präsident Morales und dessen breite Unterstützung unter der indigenen Bevölkerung nichts unternehmen kann. Auf Morales, der nun „seine Konstitution“ als Grundsatz des Staates hat, wartet eine Menge Arbeit. Im Dezember schon hat er nach einer kurz- bis mittelfristigen Kampagne der Alphabetisierung, das Land für eines ohne Analphabeten erklärt. Leider muss man diese schöne Idee jedoch für nicht wahr erklären, denn wer seinen Namen malen kann und einige Buchstaben auseinanderhalten kann, ist noch nicht des Lesens und Schreibens fähig, doch alles muss einmal einen Anfang nehmen. Überschattet sind diese Zeiten von dem Korruptionsskandal eines ehemalig hochrangigen Politikers und derzeitigen Funktionärs der Regierungspartei MAS mit dem ironischen Namen Santo Ramirez. Der Überbringer eines Schmiergeldkoffers wurde vor dem Haus Ramirez´ getötet und die Räuber sind mit dem Geld, insgesamt 420.000$us entkommen. Ramirez streitet selbst noch aus dem Gefängnis heraus ab und man munkelt, dass er eher aus dem Grunde eingesperrt wurde, der Partei Schaden zugefügt zu haben und eben diese um Geld betrogen zu haben, als für das Delikt des Schmiergeldes, hierzulande „koyma“ genannt, selbst.
Jetzt wurde Bolivien auch noch für eines der elf gefährlichsten Länder der Welt für Touristen erklärt, was die internationale Situation Evos nicht gerade erleichtert. Doch von gestiegener Kriminalität, also abgesehen von der hohen normalen Rate, kann man nicht sprechen und auch von Überfällen auf Touristen wurde nichts berichtet. Gefährlich ist es trotzdem. Besonders für Touristen, denn in diesen Zeiten herrscht Krieg hier in Bolivien. Man muss sich bewaffnen und kann sonst kaum einige Straßen betreten. Doch die Waffen werden auf der Straße verkauft und das in großer Menge. Doch läuft man bewaffnet durch die Straßen, so wird man sofort angegriffen, von allen Seiten. Es gibt ein Feuergefecht und man muss den heranfliegenden Geschossen ausweichen, um nicht getroffen zu werden, was unter Umständen schmerzhaft sein kann. Es ist Karneval, meine Damen und Herren, doch hier werden nicht wie in Deutschland Kamelle geworfen, sondern Wasserbomben, obwohl die Umzüge noch nicht einmal angefangen haben. Alles was jung ist, muss ständig auf der Hut sein, denn bei offenen Fenstern im Auto, dem einfachen Vorbeigehen oder eben einer Schlacht kann man von Wasserbomben und Wasserpistolen von oben bis unten nass gemacht werden. Ältere Herrschaften und Kinder sind natürlich ausgenommen. Einen schönen Abend noch Deutschland, ich gehe spielen!“
Jan Hofer, konsterniert: „Ähm ja, das war Tobias López aus Cochabamba, Bolivien. (Pause) Die globale Finanzkrise....“