Freitag, 14. November 2008

Sopa de riñon


Der November begann mit „todos santos“ (Allerheiligen), was hier in Bolivien jedoch ganz anders gefeiert wird als in Deutschland. Erstmal ist das ein offizieller Feiertag, seit Evo Präsident ist, und zudem begeht man das Fest auch mit anderen Bräuchen. Geht man im Zentrum Europas zur Kirche und auf den Friedhof, wird hier in den Häusern gebacken und gekocht. Es werden Tische aufgestellt mit Gebäck und sonstigen Leckereien, die dem vor höchstens einem Jahr in diesem Haus verstorbenen geschmeckt haben, denn nur in diesen Häusern werden die Bräuche zelebriert. Nun wird die Tür aufgemacht und in „Sankt Martin Manier“ kommen Kinder mit Beuteln ins Haus, doch im Gegensatz zu den wunderhübschen Gesängen, die man auf an Sankt Martin auf die Ohren bekommt, wird in Bolivien aufrichtig für die verstorbene Person gebetet. Verschiedene Gebete werden aufgesagt, mehrfach und am Ende kommt die Hausherrin mit den leckersten Köstlichkeiten. Das ist sowieso das Problem: das Essen in Cochabamba schmeckt einfach zu gut. Ich bin ein Opfer des kulinarischen Zentrums Boliviens. Leben heißt hier essen und das nicht zu knapp. Man muss also aufpassen, denn allzu schnell machen sich bisher unbekannte Rundungen bemerkbar. Meine letzte Herausforderung für die Geschmacksnerven war „sopa de riñon“ (Nierensuppe)! Während meine Tischnachbarn, nachdem sie mir dieses Vorspeise aufgedrückt hatten, mit hämischen und angeekeltem Grinsen mir dabei zusahen, wie ich probierte, musste ich mich kurz überwinden, denn etwas derart Kurioses habe ich bisher noch nicht gegessen -und dabei hatte ich mir vorgenommen, eigentlich die Finger von Innereien zu lassen-, aber schlussendlich war es annehmbar. Es wird nicht meine Leibspeise werden, aber ich musste auch nicht direkt zum Klo rennen. Diese Woche habe ich mir auch den neuen Bond angeguckt, der auch zu einem großen Teil in Bolivien spielt, aber es wäre besser gewesen, sich etwas anderes anzuschauen. Das liegt nicht an sprachlichem Unvermögen meinerseits, sondern an der Eigenart des Films mir nicht gefallen zu wollen. Er zeigt Bolivien von sehr eigentümlichen Seiten, aber etwas mehr als wahres kommt doch zum Vorschein. Bond wird in einer Szene von zwei Bolivianischen Polizisten, hier „pacos“ genannt, dazu aufgefordert, seinen Kofferraum zu öffnen. Nun muss man wissen, wie ein bolivianischer Polizist aussieht. Ein grüner Ganzkörperanzug, und das von 10°C bis 30°C, dazu gerne noch eine dicke Jacke oder eine schusssichere Weste, einen Hut und nun das wichtigste: die Sonnenbrille! Bei Tag und Nacht, zu jeder Uhrzeit, man muss ja die Coolness bewahren. Was hier beim Fußball zwischen Polizei und Spielern passieren kann, wurde am letzten Sonntag eindrucksvoll gezeigt (http://www.youtube.com/watch?v=bySLtm9bPMY), doch das ist die Ausnahme auf den Plätzen.

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