Dienstag, 13. Januar 2009

Kameraköpfe

Das Itaipu Stauwerk
Der Zoo
Iguazu

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Eigentlich sah es so aus, als ob das Schiff noch sehr weit weg sei, man sah ja auch wegen des vielen Nebels nicht ganz so viel, eben nur die Umrisse des Gefährtes. Ich wusste, dass es näher kam, auch wenn es mich nicht sehen konnte und es ein riesiges Glück wäre, wenn es mich mitnehmen würde, aber ich war sicher, es kommt näher. Die Silhouette wurde deutlicher und deutlicher und mit einem Mal, ohne dass ich erwartet hätte, dass es so schnell den Strand erreichen würde, stand es vor mir und nahm mich mit auf seine Reise.
Reise, das ist das Stichwort! Am Dienstag Abend, den 06.01, hatte ich die Idee, eine Bekannte aus Deutschland in der deutschen Kolonie „Independencia“ zu treffen, um danach weiter nach Ciudad del Este zu fahren, von wo aus es nur noch ein Katzensprung zum Stauwerk „Itaipu“ und zu den Wasserfällen von Iguazu ist. Also nicht lange gefackelt und am Mittwoch im Morgengrauen nahm mich dann ein Bus mit dem illustren Namen „Ybytyruzú“ (der Name einer Hügelkette im sonst flachen Paraguay, der dem Guarani entspringt und zu deutsch wohl „Übütüruzú“ gesprochen werde würde, wobei das „ü“ ohne den Mund zu spitzen oder sonst zu bewegen und hinten in der Kehle gesprochen werden muss) mit nach Independencia. Viele deutsche Einwanderer kamen vor und nach den Kriegen nach Paraguay, gründeten ihre Kolonien und leben dort glücklich und zufrieden in ihrer deutschen Blase. Es gibt zwar auch viele Paraguayer, die sich mittlerweile in der Kolonie angesiedelt haben, jedoch ist die Hauptsprache und das Verhalten der Menschen deutsch, sodass es Kolonisten gibt, die nach 18 Jahren in Paraguay sich gerade Mal mit ihrer Haushaltshilfe oder dem Bäcker in der Landessprache verständigen können, aber ansonsten auf Hilfe angewiesen sind. Die Kolonie ist jedoch ein sehr idyllischer Ort, in dem es sich angenehm leben lässt. Natürlich gibt es auch, wie es sich nun einmal auf deutschem Gebiet gehört, einen Sportplatz mit Restaurant für Skat- und Knobelrunden, Kegelbahn, Fußballplatz und vielen anderen Angeboten.
Am Freitag, den 09.01, ging die Reise dann weiter nach Ciudad del Este. Bei einem Freund Unterschlupf gesucht, schaute ich mir am Nachmittag des selben Tages noch das Zentrum an, was jedoch, da es in Paraguay keine Fußgängerzonen oder Ähnliches gibt, eher eintönig war und ich schon um 16.30 aus allen Läden rausgeschmissen wurde, da die Öffnungszeiten an die brasilianische Zeit, welche eine Stunde vor ist, angepasst sind, was durch die unmittelbare Nähe der Grenze zu erklären ist – kurz gesagt: Es war Ladenschluss. Den darauf folgenden Morgen machte ich eine Tour durch das nahegelegene Itaipu Stauwerk, welches immer noch das größte der Welt ist, zumindest generiert es über das Jahr gesehen die meiste Menge an Strom, der durch Wasserkraft generiert wird. Mehr als beeindruckend ist die Größe des Staudammes und des Werkes. Ein Bus kutschiert den wissensdurstigen Touristen durch das riesige Gelände und dabei werden einem die Dimensionen des Projektes verdeutlicht, hier ein Beispiel: Mit dem Beton und Zement, der für den Bau des Stauwerks und des Staudammes, der insgesamt 8km lang ist und eine maximale Höhe von 196m hat, könnte man eine vierspurige Autobahn von Asunción nach New York bauen! Die Rohre, durch welche das Wasser fließt, haben einen Durchmesser von 10m und es gibt insgesamt 18 Stück davon, von welchen jeweils neun Paraguay und neun Brasilien gehören. Hiernach schaute ich mir noch den Zoo an, in dem aus dem durch den Stausee überschwemmten Gebiet errettete Tierarten leben. Doch das war eher ein Graus als ein schöner Anblick, da die Tiere nicht artgerecht in viel zu kleinen, monoton lieblos „eingerichteten“ Käfigen leben. So auch ein Leopardenpaar und ein Gepardenpaar in Käfigen von fünf mal sieben Meter, mit einem kleinen Wasserbereich.
Der Nachmittag gehörte dann der brasilianischen Seite der Wasserfälle von Iguazu. Ein fantastisches Naturschauspiel! Im Grunde ist es ja nur Wasser, das einen natürlichen Abhang hinunterfällt, aber diese unfassbare Massen an Wasser und die Anzahl der Wasserfälle sind einfach so beeindruckend, dass es einem schier die Sprache verschlägt, daher kann man einfach auch nur schauen und genießen. Da ich allein dort war, fiel mir besonders das Verhalten einiger Touristen auf. Ich habe sie liebevoll „Kameraköpfe“ getauft, da sie einfach dieser Bezeichnung entsprechen. Während viele Touristen an das Geländer gelehnt das Spektakel genießen, kommen die Kamerakopftouristen vorbeigerauscht. Die Kamera, eine türkise Exilim EX-Z250, mit 9.1Megepixeln, vierfach optischem Zoom und mechanischem Bildstabilisator, baumelt ihnen am Handgelenk. Erhaschen sie einen Blick auf das spritzende Wasser, so wird die Hightechkamera gezückt, wobei jeder Cowboy aus dem Wilden Westen bei der Ziehgeschwindigkeit der „Waffe“ neidisch werden würde, vier Fotos von den Wasserfällen „geschossen“, dann die „Digi“ einem Freund (auch ein Kamerakopf) in die Hand gedrückt, der noch schnell ein Foto schießt, auf dem der Kamerakopftourist mit dem Rücken zum Naturschauspiel steht, um dann auch schon wieder weiter zu gehen, denn schließlich ist ja alles Sehenswerte auf den Bildern festgehalten!
Nun ja. Da man sich die brasilianische Seite in einigen Stunden anschauen kann, bin ich am Sonntag noch mit einem Freund und dessen Familie auf die argentinische Seite gefahren. Und es hat sich mehr als gelohnt! Man ist näher am fallenden Wasser, denn die Wasserfälle sind eigentlich auf der argentinischen Seite, da der Fluss Iguazu die Länder trennt. Vor allem die „garganta del diablo“ (der Teufelsschlund) ist beeindruckend. Dort sieht man nicht einmal Wasser, in welches die Fälle fließen, denn es spritzt derart viel Wasser in die Luft, dass es unmöglich ist, auch nur einen Blick auf den Fluss in diesem Teil zu erhaschen. Dafür sieht man umso mehr Regenbögen.

PS: Wer schon immer davon geträumt hat Millionär zu sein, der kann gerne nach Paraguay kommen, denn das hier ist das Land der Millionäre! 1€ = 6500Guarani, daher ist man mit 150€ schon Millionär.

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