Sonntag, 4. Januar 2009

Schatten

Weihnachten 2008

Am 25.12. mit meinen primos

Asado bei Tante Rocio

"Weintrauben stopfen" an Silvester

Ich bin zurück. Dorthin, wo ich am Anfang meines Jahres im Ausland schon einmal war, bin ich wieder zurückgekehrt. Ins Land meiner Väter, Paraguay. Diese Reise hat mich im Bus insgesamt 27 Stunden durch Bolivien und Paraguay geführt. Obwohl die Fahrt größtenteils nachts verlief, so sah ich doch, zumindest von Paraguay eine ganze Menge. Dies lässt sich jedoch auch wieder auf den Chaco begrenzen, ein Gebiet, das, von Bolivien und Paraguay bis heute trotz Kriegen beansprucht wird, letztlich aber zu Paraguay gehört, landschaftlich nicht von außergewöhnlicher Schönheit ist, da eine schnurgerade Straße direkt durch die Einöde führt. Es gibt zwar Bäume und Sträucher, so weit das Auge reicht, aber ansonsten ist da nur die Straße. So war ich auch froh, als ich am Montag, 22.12., in Asunción angekommen bin. Weihnachten konnte ich also zuerst mit Oma, die auch das Bild meiner Rundmail schmückt, Freunden und der Familie meines Opas feiern. Die erwartete geschmückte Palme gab es zwar nicht, denn gemeinhin sind die nicht nur viel zu groß, sondern haben auch sonst nichts mit den Weihnachtsbräuchen zu tun, dafür aber künstliche Tannenbäume. Der Unterschied zu deutschen Weihnachten ist, das die Geschenke, soweit es welche gibt, von den Königen am 06.01. gebracht werden und weder vom Christkind noch vom Weihnachtsmann. Zudem kommt natürlich noch, dass hier der Heilige Abend bei 30°C begangen wird und in der Regel auch kräftig begossen wird, also nach 24Uhr denn um Mitternacht werden Raketen und Böller gezündet, um dieses Fest, welches hier gar keines der Ruhe und Stille ist, zu feiern.

Wie ist das Leben so in Paraguay?! Es ist im wahrsten Sinne des Wortes „ein Leben im Schatten“. Bedingt durch große Hitze und viel Sonne, verbringt man hier den größten Teil des Tages im Schatten, um das alles einigermaßen gut aushalten zu können. Dazu so oft wie möglich -und es ist oft möglich- ein Asado (d.h. „schön grillen“) und ein kühlender Tereré, das Getränk, das sich mit Bier um den Rang des Nationalgetränks streitet, wenn es nach mir geht, jedoch gewinnt, denn es ist ein Kräutergemisch, das mit eiskaltem Wasser gemischt, aus einem Horn getrunken wird und wunderbar kühlt. Der Paraguayer ist ansonsten ein ruhiger, geselliger Mensch, er teilt gern und viel und lacht noch mehr. Warum lebt man hier aber noch im Schatten?! Nun ja, gäbe es da nicht die Nationalmannschaft, die das Land auf Weltmeisterschaften und in der jetzigen Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika mehr als ehrenvoll vertritt, wüssten noch weniger Leute von diesem wundervollen Land. Es liegt im Zentrum Südamerikas. Und da liegt es halt, ruhig, wie die Menschen, mittlerweile, nach überwundenen Diktaturen von Machthabern mit deutscher Abstammung, mehr oder weniger skandalfrei und ohne großes Aufsehen zu erregen. Nebenbei versucht das Land einen Wandel zu vollziehen, ganz wie auch in Bolivien. Dazu wurde ein neuer Präsident gewählt, Lugo, ein ehemaliger Priester und erstmals ein Präsident, der nicht von der Partei des ehemaligen Diktators ist. Gerade einmal ein paar hundert Tage an der Macht, muss man erst noch sehen, wie sich das entwickelt.

Das neue Jahr habe ich gemeinsam mit meiner Oma begrüßt, davor war ich noch einige Zeit lang bei meinem Opa und dann gings auf die Piste. Ein allgemeiner Brauch hier ist, dass man um 24 Uhr mit jedem Glockenschlag eine Weintraube isst, die für jeden Monat Glück bringen sollen. Hat schon mal jemand versucht zwölf Weintrauben in ungefähr zwölf Sekunden zu essen?! Ich jedenfalls stopfte und mampfte wie verrückt, stand nach dem letzten Glockenschlag jedoch eher mit einer Traubenpampe, Mund nach oben, damit nichts rausfällt, da. Ich hoffe, dass das trotzdem ein wenig Glück bringt, auch wenn ich die Regeln nicht zu 100% erfüllt habe.

Wenn man so durch Asunción fährt, so sieht man viele Menschen, vor allem in den Abendstunden, auf der Straße vor ihrem Haus sitzen und mit Nachbarn sprechen. Tagsüber sitzen die Menschen höchstens im Schatten und trinken Tereré, und zwar alle! Polizei, Bänker, Maurer, Wachdienste, Schulkinder, Händler, so ziemlich alle! Man fährt an Palmen vorbei, an gen Himmel wachsenden Bananenstauden und allerlei anderen tropischen Pflanzen.

Da ich ja gerade Ferien machen darf, werde ich mir noch die Wasserfälle von Iguazu anschauen und gewiss noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit Paraguays, aber davon werde ich sicher berichten....

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