Dienstag, 21. Oktober 2008

Auser“lesen“





Während mir die Sonne hier jeden Tag eine Temperatur von 30°C beschert, die auch nachts nur um 10-15°C fallen will, geht hier in Cochabamba die Buchmesse zu Ende, ebenso wie ihr großes Vorbild in Frankfurt. Insgesamt besuchten die kleine Buchmesse hier wohl ungefähr 9000 Menschen, darunter am Freitag, den 17.10., auch 25 Kinder mit Betreuern von Warmi! Wer Interesse hatte, durfte mit. Es wurden drei Taxis bestellt und je ein Betreuer ist mit sieben Kindern in einen der Kombis gestiegen. Das bedeutet bei einem normalen Fünftürer, dass drei Kinder im Kofferraum Rabatz machen durften und vier auf der Rückbank. Die Taxifahrer waren die Ruhe selbst und haben uns sowohl hin als auch zurück ohne Probleme durch die ganze Stadt kutschiert und das für je 15 Bolivianos (ca. 1,5€). Als wir auf der Rückfahrt an zwei Verkehrspolizisten vorbeikamen, dachte ich schon, dass uns jetzt eine Standpauke oder eine Strafe erwarten würde. Ganz im Gegenteil! Die Polizisten winkten uns trotz deutlich sichtbar spielender Kinder im Kofferraum freundlich durch. So ist das hier, alles was in ein Auto reinpasst, das ist auch legal, sei es gesichert oder nicht, das gilt sowohl für Menschen als auch für sonstige Lasten. Die Messe selbst war zwar nicht sonderlich groß, aber dennoch eine wunderbare Abwechslung sowohl für die Kinder als auch für uns „encargados“. Langweilig wurde keinem, denn es durften Bücher für die Bücherei auserlesen werden, weshalb alle fünf Minuten an meinem Arm gezupft und gezogen wurde, um mich zu DEM Buch zu führen, das man ja uuunbedingt gelesen haben wollte. Eine profunde Kenntnis bekannter südamerikanischer Werke wäre an diesem Tag von großem Vorteil gewesen, doch wir Europäer schotten uns ganz gut gegen eben diese Literatur ab, sodass ich -mit nur wenig Hilfe meiner Arbeitskollegen- eher blind durch die Bücherregale gestöbert habe. Ein voller Erfolg war dieser Tag in einer Welt voller Buchstaben, Sätze, Kapitel und Bücher!
Am Montag, den 20.10.,gaben einige Kinder von Warmi mit Chören von anderen Schulen und Institutionen ein Konzert in dem größten Konzertsaal Cochabambas, dem „Teatro Achá“. Die musikalische Erziehung in Warmi, die zwei Mal in der Woche mit dem Lehrer Christian stattfindet, trägt ihre Früchte und so haben die Musikanten mehr als nur überzeugt. Die Stücke erforderten eine gute musikalische Abstimmung und Harmonie. Beides brachten die Kinder auf die Bühne, sodass das Publikum hellauf begeistert war von ihrem Auftritt.
Der Marsch von Anhängern Evos, hat an diesem Montag auch La Paz erreicht, mit der Vorankündigung, dass sie die Stadt nicht verlassen werden, bis nicht die neue Konstitution oder ein Referendum zu eben dieser vom Kongress beschlossen worden ist. Die alten Streitpunkte (Möglichkeit der Wiederwahl eines Präsidenten, Autonomie und die Steuer IDH) halten den sogenannten Dialog weiterhin auf. Man wird sehen, wie die Senatoren auf den friedlichen und demokratischen Marsch, angeführt von Präsident Morales, reagieren, ob sie ängstlich alles das beschließen, was die Anhänger der MAS (Movimiento al Socialismo) fordern oder ob sie das Risiko eingehen, diese mit dem Gegenteil herauszufordern...

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