Freitag, 18. Juli 2008

Cala Cala




....und schwupps, da war die ersten anderthalb Wochen in Bolivien rum! Habe jetzt auch die ersten kompletten Tage in „Warmi“ hinter mir. „Warmi“ ist das Wort für „Frau“ aus der Sprache der Quechua. Die Seifenfabrik, die semi-industriell arbeitet, also die Hälfte eine Manufaktur ist und der andere Teil der Arbeit von, meist handbetriebenen, Maschinen erledigt wird, habe ich zwar schon mehrfach besichtigt, aber diese Arbeit ist einzig den Frauen vorbehalten, denen ja durch das mittlerweile 25 Jahre bestehende Projekt, ein Job gegeben werden soll und wird! Typisch bolivianisch beginnt meine Arbeitszeit zwischen 9.30 und 10.15 Uhr. Da die Winterferien jetzt vorbei sind, kommen vormittags nur die Kleinsten, alle, die noch nicht die Grundschule besuchen. Dann steht Vokale lernen, sich „Qué te llamas?“ fragen lassen, Seilspringen, Autoreifenspringen und ähnliches auf dem Programm. Ach, ich habe Fangenspielen und Schreien vergessen. Wenn dann die Großen aus der Schule kommen, dann gibt es kurz darauf für alle Mittagessen. Für Eltern und Kinder ist Warmi eine tolle Sache: von 8-18 Uhr geöffnet, mit Vor- und Nachmittagstee, selbst gebackenem Brot, Mittagessen, Früchten, Hausaufgabenhilfe, medizinischer Versorgung, einer Bibliothek, Musikunterricht, Spielen und vieles mehr. Und das alles für nur einen Boliviano am Tag, damit sind nicht die Bewohner des Landes selbst gemeint, sondern die Währung! Bei einem Wechselkurs von derzeit 1€ zu 11,5Bolivianos also weniger als wenige Cent. Aber das ist auch mehr ein symbolisches Zeichen, damit die Eltern sich überhaupt beteiligen, denn helfen tut dieses Geld kaum, auch wenn derzeit insgesamt ca. 90 Kinder täglich in das Projekt kommen. Letzten Mittwoch und Donnerstag gab es einen kleinen Lehrgang für die Kinder, der ihnen den korrekten Umgang mit Müll beibringen sollte. Mülltrennung und ordentliche, umweltbewusste Müllentsorgung sind hier noch Fremdworte. Die Schweine auf dem Bild habe ich auf einer „öffentlichen Müllhalde“, einem verlassen Platz neben dem wohl teuersten und wohlgepflegtesten Friedhof der Stadt, fotografiert. Sie leben dort, ich habe nachgefragt. Sie meinten, dass sie immer genug zu essen haben und sich somit keine Sorgen machen müssten, nur das Suchen bleibt halt schweinisch.
Der Weg von meinem neuen zu Hause, denn schließlich bin ich doch noch umgezogen, in das Haus eines älteren Ehepaares, deren casa in Cala Cala liegt (das klingt exotischer als es ist, denn im Grunde liegt es mehr oder weniger zentral), ist dennoch nicht uninteressant. Kleinbusse, meist alte Modelle der Marke „Faulwacheng“ (in Deutschland VW genannt), sogenannte Trufis, die wie ihre großen Brüder bestimmte Strecken in der Stadt abfahren, bringen mich in die Nähe des Projekts. Mir war neu, dass in diese Kästen aber „locker“ 20 Personen passen! Bei den angenehmen Außentemperaturen um 25°C ist das eine nette Gelegenheit sich näher zu kommen. Ich kann ohne weiteres sagen, dass ich, unvermeidlich, guten Kontakt zu Einheimischen aufgenommen habe. Trufis haben auch kleine Schwestern, nämlich Taxi-Trufis, die nach dem gleichen Prinzipien funktionieren: eine feste Strecke und viele Passagiere.
Cochabamba scheint eine Welthauptstadt des Essens zu sein, denn ich werde hier mit hunderten von Namen verschiedener Gerichte bombadiert und einige dieser Leckereien habe ich auch schon probiert. Da sei erst einmal das aus Locoto hergestellte „Llajwa“ (gesprochen: Ljachwa --> wobei das ch schön tief im Rachen mit viel Knattern ausgesprochen werden darf) genannt, das bei keinem Essen fehlen darf. Man kann es mit Tabasco vergleichen, nur nicht ganz so flüssig. Es ist pikant, also scharf, und wird einfach immer mit ins zu Verzehrende gemischt. Ein besonderer Genuss waren „salteñas“, das sind Teigtaschen, die mit heißem Fleisch und Gemüse gefüllt sind. Gegessen wird mit den Fingern, bzw. es wird abgebissen. Da in ihnen auch Soße ist, muss man aufpassen, dass diese Flüssigkeit nicht auf den Teller oder, welch Schande, auf der Kleidung landet. Mein übliches, berühmt-berüchtigtes Geschick im Umgang mit Speisen hat mich glücklicherweise auch diesmal nicht im Stich gelassen! Ein wahrer Genuss.....

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